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Die Stadt Ostrov liegt am Fuße des bewaldeten erzgebirgischen Westkamms zwischen den westböhmischen Kurorten Karlsbad und Jáchymov. In den letzten vierzig Jahren wurde aus der ursprünglich kleinen ruhigen Stadt mit Einwohnern überwiegend deutscher Abstammung eine Stadt mit 20.000 Einwohnern und einer hoch entwickelten – hauptsächlich vom Maschinenbau geprägten – Industrie.

Geschichte

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Die Stadt Ostrov blickt auf sieben Jahrhunderte historischer Entwicklung zurück. Das älteste Baudenkmal ist die Friedhofskirche St. Jakob (1224-1226) mit Stilelementen der romanischen und frühgotischen Architektur. Die Kirche belegt die erste Siedlung, sie war eine Patronatskirche des Klosters in Osek. Die Siedlung wurde wahrscheinlich im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts von Slávek aus dem Geschlecht Hrabišic gegründet. Dies belegt auch der ursprüngliche Name Zlaukowerde, der sich im Laufe der Jahrhunderte zum deutschen Schlackenwerth verwandelte, d. h. Slavkův Ostrov (Slavek’s Insel), ein fester Platz inmitten eines sumpfigen Gebiets zwischen den Flüssen Bystřice und Veseřice. Ostrov – so nannte Johannes von Luxemburg die Stadt erstmals 1331 in seinem Privileg. Bereits damals waren die Straßen wie heute angeordnet – ein länglicher Platz mit Straßen, die dem ovalen Grundriss der Stadt folgen.

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Die Stadt hatte drei Turmtore und war von Mauern umschlossen, sie wurde wurde zu einem sicheren Hafen für Händler, die mit ihren kostbaren Gütern auf der alten Handelsroute in der Stadt angekommen sind. Zu dieser Zeit gab es wahrscheinlich auch eine zweite Pfarrkirche, die heute dem Hl. Erzengel Michael und der Jungfrau Maria Treu geweiht ist, der Bereich unter dem Turm deutet auf das letzte Viertel des 13. Jahrhunderts. Eine Reihe verheerender Brände veränderte mehrmals das Gesicht der Stadt. Nur die Gewölbekeller belegen bis heute ihren mittelalterlichen Ursprung. Auch die Kirche Hl. Michael erhielt nach einem der Brände etwa um 1600 ihr hochstrebendes Netz-, Stern- und Diamantgewölbe. Das heutige Erscheinungsbild der Altstadt wurde hauptsächlich durch die Bautätigkeit nach dem letzten Großbrand im Jahr 1866 geprägt. Ottokar II. Přemysl (Přemysl Otakar II.) ordnete Ostrov den königlichen Kammerstädten zu, im 15. Jahrhundert wurde Ostrov zu einer Stadt der Untertanen im Eigentum der Grafen von Schlick. Sie betrieben hier den profitablen Silberabbau, dieser machte die kleine nahe gelegene Siedlung Jáchymov schnell zu einer der reichsten Städte des Landes. Das Zeitalter der Adelsfamilie Schlick in Ostrov belegen nur wenige Grabsteine und Fragmente von Wandmalereien in der Friedhofskirche, einige Bauelemente des alten Rathauses und die Kellerräume des durch Feuer zerstörten Schlosses der Adelsfamilie Schlick.

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Neuer Besitzer von Stadt und Herrschaft Ostrov wurde 1625 der kaiserliche Feldherr Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg, der ursprünglich aus Norddeutschland stammte. Ostrov sollte sein Stammsitz werden. Der Um- und Ausbau des Schlosser der Schlicks, der große Schlosspark, die Gruftkapelle der Familie und das nahe Piaristenkloster mit einer Lateinschule zeugen von seinem großzügigen Baukonzept. Die Bauarbeiten wurden auch unter dem Sohn des Herzogs, Julius Franz, fortgesetzt, der den großartigen Schlosspark, auch als “achtes Weltwunder” bezeichnet, durch den Bau eines Lustschlosses in seiner Mitte vervollständigte. Dieses frühbarocke zentral gelegene Gebäude – zwischen 1674 und 1683 unter der Leitung des Bauherrn Abraham Leuthner erbaut und von italienischen Stuckateuren reich verziert – beherbergt heute bildende Kunst. Ludwig Wilhelm Markgraf von Baden, schloss Ostrov 1690 durch die Heirat mit der letzten Prinzessin von Sachsen-Lauenburg, Franziska Sibylla Augusta (1675-1733), seinen Herrschaftsgütern an. Die Mitgift und die außergewöhnlichen Fähigkeiten der reichen tschechischen Braut halfen beim Bau einer neuen Markgrafenresidenz in der vom Krieg heimgesuchten Region Baden – in Rastatt. Diese historischen Verbindungen führten 1991 zu einem Partnerschaftsvertrag zwischen den Städten Ostrov und Rastatt. Zahlreiche Künstler verliehen dem Ostrover Hof ihren Glanz. Zu den bedeutendsten gehören Johann Kaspar Fischer (1656-1746), Hofkapellmeister und Komponist, sowie der Baumeister Michael Ludwig Rohrer (1683-1732). Der Bau des Prinzenpalastes und das Schmuckstück der Steinmetzarbeit – das Weiße Tor – schließen diese Periode ab.

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Im 19 Jahrhundert (bis 1918) gehörte Ostrov einer der Linien der Habsburger, den Großherzögen von Toskana. Dieses Jahrhundert prägte vor allem die äußere Gestaltung der Bürgerhäuser und des Rathauses. In dieses Jahrhundert fällt auch der Beginn der industriellen Entwicklung der Stadt (die Hütte und später eine Kartonfabrik; die 1873 gegründete Porzellanfabrik mit der Herstellung von Luxusporzellan der Marke PULS) und die damit verbundene Elektrifizierung sowie der Straßen- und Eisenbahnbau. Bis zum Oktober 1938 (zwei Jahrzehnte) gehörte Ostrov mit seinen knapp 7 % tschechischer Bevölkerung zur Tschechoslowakischen Republik und die Industrialisierung setzte sich fort. Die tschechische Bevölkerung musste die Stadt verlassen und 1939 wurde das Schloss Ostrov zum Konzentrationslager umfunktioniert. Im Gegensatz zur Altstadt, deren Entwicklung Jahrhunderte dauerte, entwickelte sich der neue Stadtteil in weniger als fünfzig Jahren.

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Das Jahr 1945 markierte umwälzende Veränderungen sowohl für die Stadt als auch für die Region. In die Stadt strömten neue tschechische Einwohner. Der intensive Abbau von Uranerz in Jáchymov hatte einen umfangreichen Wohnungsbau zur Folge, in diesem Zusammenhang entstanden Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen sowie andere Dienstleistungseinrichtungen. Sehr schnell hintereinander wurden ein Kulturhaus, ein Krankenhaus, ein Kaufhaus, ein Schwimmbad und eine Sauna errichtet. In einer offenen Landschaft, in unmittelbarer Nähe zur Altstadt, entstand eine große Wohnsiedlung, deren Baukonzept sowie dekorativer Stil die Tendenzen der 1950er Jahre belegen. Anstelle verschiedener Zweige der Uranindustrie, die hier bis in die 1960er Jahre vorherrschten, wird die Industriestruktur der Stadt Ostrov heutzutage nicht nur durch die Herstellung von Oberleitungsbussen, Wohncontainern, Möbeln, Textilkleidung, Herstellung und Reparatur von elektronischen Geräten, sondern auch durch die seit 1889 ebenfalls traditionelle Kartonproduktion geprägt.

Ostrov wurde lange Zeit als Stadt der Jugend bezeichnet. Dies bezeugen bis heute viele Schulen und Freizeiteinrichtungen insbesondere für sportliche Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen (Städtisches Haus für Kinder und Jugendliche, Sportvereine). Jedes Jahr finden im Städtischen Haus der Kultur das Ota Hofman Kinderfilm- und Fernsehfestival, Volks- und Rockmusikfestivals sowie Kulturwettbewerbe statt. Neben der umfangreichen Bibliothek verfügt Ostrov über eine Filiale der Kunstgalerie Karlsbad (tschechische Zeichnungen und Grafik), die im frühbarocken Lustschloss im Schlosspark angesiedelt ist.

Neue Kulturzentren entstanden auch im neu renovierten historischen Rathaus am Alten Platz, im Klosterareal, im Schloss oder im Prinzenpalais. Die schrittweise Rekonstruktion von Baudenkmälern und die Restaurierung des angrenzenden Schlossparks machen den historischen Teil der Stadt zu einem schönen Ort. Im Wohngebiet von Ostrov entstehen – entsprechend den aktuellen Bedürfnissen der Einwohner – neue moderne Bauten: ein Seniorenheim, eine Bank und große Einkaufszentren.

Übersetzung ins Deutsche:
www.cesky-nemecky.cz
www.tschechisch-service.de
Roman Krakovič | Erfurt

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